Blaues Wasser, weißer Sandstrand, links ein Korallenriff, rechts ein Korallenriff, 30 Grad Wassertemperatur. Nach 4 Monaten im kalten Atlantik und in braunen Flüssen sind wir in der Karibik angekommen!

Die Menschen auf Tobago strahlen mit karibischer Lässigkeit. Meine Klischees werden alle (positiv) bedient. Aus den Häusern tönt lauter Reggea, die Rastadichte ist hoch und obwohl irgendwie Englisch mit dabei ist, verstehe ich das Patwa der Einheimischen gar nicht. Zum ersten Mal sind die Einreiseformalitäten etwas strenger. Der Officer von Customs schimpft uns, dass wir einfach in die Ankerbucht Store Bay gefahren sind und nicht im Haupthafen Scarborough angelegt haben: „You need to have a good reason!“. „Äh, ja, vielleicht weil die Wellen aus Südosten zu stark waren, um sicher einzulaufen?“ Akzeptiert, wir bekommen ein freundliches Strahlen. Immigration nimmt es auch genau. Dort müssen wir zum ersten Mal überhaupt die Clearance Papiere von unserem letzten Hafen vorlegen. Der war in Surinam und dort haben wir – zum ersten Mal überhaupt- keine abgestempelte Crewliste bekommen. Macht die Militarypolice dort einfach nicht. Wir müssen das schriftlich erklären und dann auch noch unseren Impfpass mit dem Gelbfiebernachweis vorlegen.

Wir sind von Süden nach Norden die Westküste entlang gesegelt und haben drei Ankerplätzte angesteuert. Store Bay im Süden. Gut um einzukaufen, aber neben dem Flughafen, das ist weniger romantisch. Die Westküste entlang kommen dann mehrere wunderschöne Buchten. Wir waren ein paar Tage in der Englishman’s Bay. Die Bucht ist unbewohnt und abends ist man ganz alleine. Und dann sind wir 2 Wochen im Norden in der großen Bucht von Charlotteville geblieben. Absolut empfehlenswert.

Charlotteville ist ein kleines Fischerdorf. Wir liegen vor dem Strand der Pirate’s Bay. Es ist nicht viel los hier und die Tourismusversuche sind eher semiprofessionell, sehr angenehm. Außer uns sind noch 3 Segelboote und eine Biologin mit Mann und Sohn aus England da. Kaufen kann man nur das Nötigste, das macht das Leben günstig hier. Diesel gibt es gar nicht, Benzin manchmal und Bargeld, wenn der ATM mal geht. Wir leben von frischem Fisch und Mangos. Hier ist gerade Mangozeit. Das differiert ein wenig, je nach Sorte und Region. Die Bäume sind voll und die überreifen Früchte liegen als Fallobst auf der Straße. Fisch kann man fangfrisch von den zurückkommenden kleinen Booten abkaufen. „Won‘ some dolphin?“  Hier wird alles gegessen. Gürteltiere, Schildkröten und jetzt Delphine?  Aber ich würge umsonst. Dolphinfish ist einfach die Bezeichnung für Goldmakrele oder Mahi Mahi und der ist lecker.

Abends trifft man sich zum Liming dong da bay (heißt entspannt abhängen am Bootsteg). Gelimed wird mit Carib und Stag Bier oder mit Cola Rum. 80 prozentigem Rum, den man nur in pipettierter Dosis im Cola verkraften kann. Dank dem deutschen Bafögamt schließen wir auch schnell Freundschaft mit den Fischern. Lion kommt nämlich mit einem Brief auf uns zu, ob wir ihm den vielleicht übersetzen können? Sauberes 1,5 seitiges Anschreiben in Amtsdeutsch und ein mehrseitiges Formblatt 3. Sogar mit Rücksendeschein. Unsere Behörden, korrekt. Lion versteht gar nichts, aber ich bin guter Dinge, dass seine Tochter in Deutschland jetzt bald studieren wird. Harald fährt einen Tag mit ihm mit raus zum Fischen. Ein Knochenjob, den die Männer hier in ihren kleinen Booten in den Atlantikwellen machen! Ich bin viel mit Nigel und seiner Freundin Doris unterwegs. Nigel ist einer der „Rasta-Fischer“ hier, der Outboardmotor Profi im Ort und arbeitet mit englischen Meeresbiologen zusammen. Und Doris nimmt mir die Angst vor Barracudas beim Schnorcheln. Sehr nette Menschen.

Noch etwas ändert sich für uns in der Karibik. Die Hurricane Saison beginnt langsam und wir passen unsere Routine für den täglichen Wettercheck an. Wir ergänzen unsere GRIB-Daten von Wetterwelt mit den örtlichen Wetterinformationen von NOAA NHC, dem National Hurricane Center in Florida. Auf der Seite erhält man unter anderem aktuelle Prognosen für die nächsten 2-5 Tage zur Wahrscheinlichkeit, ob sich eine schwere Wetterstörung bildet. Daumen drücken, dass sich die Unwetter alle brav irgendwo im Atlantik auslaufen.