Für unsere Überfahrt von Santorini nach Neapolis, haben wir mit starkem Wind am Morgen gerechnet. Daher haben wir unseren Kurs gleich höher angesetzt um dann mit den Wellen ablaufen zu können. Die Grib Daten haben 6 bis 7 Beaufort vorhergesagt. Am Ende waren es 9 Beaufort in Böen 10.

Durch die Nacht unter Segeln

Für die 130 Seemeilen haben wir mit etwa 22 Stunden kalkuliert und daher eine Nachtfahrt mit eingeplant. Mit Wind aus Nordwest, konnten wir mit voller Genua, Arbeitsfock und etwas Großsegel, fast die ganze Nacht durchsegeln. Als dann gegen 4 Uhr der Wind zulegte, sollte die Segelfläche verkleinert werden.

Beim Versuch die Genua zu reffen, hat diese das Schlagen angefangen und die Schoten, die mit Schnappschäkeln befestigt waren, lösten sich. Eine Erfahrung die man als Segler gerne ausläßt oder nur von anderen hört.

Also alle (Mann/Frau) an Deck und versuchen die Genua zu bändigen. Nach etwa einer Stunde und viel Adrenalin konnten wir das Segel bei etwa 7 bis 8 Beaufort von Hand einrollen und sichern. Was für eine Aufregung. Jetzt konnten wir wieder Kurs auf Neapolis nehmen. Allerdings sind wir so weit abgefallen, dass wir gegen die Wellen anmotoren mussten, wodurch an schlafen nicht mehr zu denken war.

10 Beaufort in Böen

Die letzten Stunden hatten wir durch die Landabdeckung endlich keine Welle mehr, nur der Wind hat hier mal eben auf 50 Knoten aufgedreht. Für Martina die seit 10 Stunden am Ruder steht eine Nasse Angelegenheit, da die Gischt einem Ständig ins Gesicht weht. 10 Beaufort in Böen sind sehr beeindruckend, aber auch beruhigend zu sehen, das unsere 20 Tonnen Tasman ruhig und unbeeindruckt im Wasser liegen.

Neapolis und die Wiener U-Bahn

In Neapolis angekommen, treffen wir auf andere Segler, die bereits seit Tagen hier das schlechte Wetter aussitzen. Unter anderem auf eine Crew aus Wien, die den Peloponnes entgegen dem Uhrzeigersinn besegelt und mit entsetzen erfahren musste, das die Wiener U-Bahn nicht mehr den Wienern gehört, sondern Chinesen, oder so ähnlich. Auf jeden Fall verbringen wir einen witzigen und interessanten Abend zusammen.

Da die Liegeplätze an der Pier sehr begrenzt sind und draußen der Sturm immer noch tobt, macht sich ein Franzose mit seiner Pogo 8.50 direkt an unserem Boot fest. Die Erleichterung in seinem Gesicht, spricht Bände.

Die Zeit hier in Neapolis nutzen wir, um uns mit Proviant zu versorgen, Dinge von unserer Todoliste abzuarbeiten und die Erfahrungen unserer Sturmnacht, um unsere Tasman weiter zu optimieren. Wir spannen Lifelines über die ganze Länge, entfernen alles überflüssige vom Vordeck und auch unsere Backstagen, die aktuell nur Decko sind. Besorgen uns einen großen Bolzenschneider und Schnappschäkel werden mit Klebeband umwickelt oder mit einem Palstek ersetzt.

Wieder was gelernt, oder wie Wolfgangs Klavierlehrerin gerne sagte, nachdem er ein Stück komplett verhaut hatte: „Es war auch viel Gutes dabei.“