Heute ist schon Mittwoch, 4. Januar. Wie die Dinge halt so kommen, sind wir noch in Spanien, statt irgendwo auf dem Atlantik. Unserer Laune hat es keinen Abbruch getan, ein paar Tage länger in Andalusien zu sein. Aber heute sind wir wieder unterwegs. Im Dunst ist schon der Felsen von Gibraltar zu sehen, Zeit sich einen Plan zur Durchfahrt zu machen.

Die Meerenge von Gibraltar hat irgendetwas besonderes. Spanien und Marokko sind nur 15 km von einander entfernt, strategisch war sie schon immer ein wichtiger Punkt und unter den Seefahrern werden natürlich kleinere und größere Mythen drumrum gebaut.

In der Realität habe ich aber auch Respekt vor der Durchfahrt. Einmal vor dem super hohen Verkehrsaufkommen, dann sind Wind und Strömung für kleinere Boote wie uns ganz schön tricky, aber das wichtigste, am Ende wartet der offene Ozean mit seiner Atlantikwelle auf uns. Die Strecke durch die Straße von Gibraltar von Cap Spartel im Nordosten bis Tanger im Südwesten sind insgesamt so rund 40 Seemeilen. Unsere Taktik zur Passage sieht so aus:

Zunächst der Wind. Wir fahren Richtung Westen. Das geht bei Ostwind (der heißt hier Levante) oder man motort bei Flaute mit ordentlich Gas durch. Bei Gegenwind aus Westen sollte man besser warten. Außerdem beschleunigt die Düsenwirkung durch die Berge links und rechts den Wind enorm. Was auf der Mittelmeerseite mit moderaten 4-5 Beaufort Windstärke beginnt, wird dann bis zur Atlantikseite mit 6-7 schon recht kräftig. Bei uns wird es laut der GRIP-Wetterdaten die Ostwindvariante werden.

Dann die Strömung, Grundsätzlich gibt es immer eine Strömung von 1 Knoten, da das Wasser vom Atlantik, er hat das höhere Meeresniveau, in das Mittelmeer fließt. (Es gibt auch eine grundsätzliche Tiefenströmung in die andere Richtung, die durch den Ausgleich des viel höheren Salzgehaltes des Mittelmeerwassers als des Atlantikwassers bewirkt wird und die tatsächlich von U-Booten genutzt wird. Uns betrifft sie hoffentlich nicht! Dazu kommen die Gezeitenströmungen durch Ebbe und Flut. Aus dem Mittelmeer raus kommt man mit abfließendem Wasser zurück in den Atlantik nach dem Höchststand der Flut bei Gibraltar. Da wir nicht in der Mitte fahren sollten, dort ist ein Verkehrstrennungsgebiet, das die Durchfahrt für große Schiffe regelt, müssen wir den etwas anderen Strömungsverlauf der Seitenströmungen vor der spanischen und marokkanischen Küste berücksichtigen. Die diversen Revierführer und die Jungs vom Marinabüro in Gibraltar sind sich hier einig. Wir müssen 3 Stunden vor Hochwasser in Gibraltar los. Machen wir so!

Zur Route haben wir beschlossen, erst durch das Verkehrstrennungsgebiet auf die marokkanischen Seite Richtung Ceuta zu fahren und dann westlich durch die Straße an Tanger vorbei.

Mittlerweile ist es 18:30. Wir sind direkt vor dem Felsen angekommen, die Sonne geht gerade unter und wir fahren durch ein großes Ankerfeld mit lauter Riesenfrachtern. Eine abgefahrene Szenerie. Ein kleiner Delphin kommt auch vorbei. Bis wir um den Felsen rum sind und in die Bucht von Gibraltar einfahren, ist es schon dunkel. Immer noch ankern überall Frachter. Sieht sehr lustig aus auf dem AIS-Bildschirm, man sieht vor lauter Schiffskennungen keine Navigationszeichen mehr. Wir steuern die Marina Bay im UK-Teil an. Zu Gibraltar mag ich gar nicht viel sagen. Aber ein bißchen Monty Python-mäßig ist es schon.

6. Januar. 2 Nächte hier sind genug, English Breakfast und indisches Fastfood hatten wir, Yachtstaff ist geshopped, wir laufen morgen passend zum Hochwasser um 21:30 ein paar Stunden eher aus. Ich bin gespannt, wie es wird.

Kleiner Ausblick. Das Wetter die nächsten Tage bringt keine Sturmtiefs auf dem Atlantik, der nette Meteorologe von Wetterwelt hat mir einen günstigen Forecast mitgegeben. Wenn ihr also nichts von uns hört, ist das ein gutes Zeichen. Dann lassen wir Marokko entgegen unserem Ursprungsplan links liegen und segeln direkt auf die Kanaren durch.